2019 bleiben wir mal daheim auf der Mecklenburgischen Seenplatte
Nach 2017 zu den Kanarischen Inseln, im Winter auf den Kanaren und 2018 zurück, habe ich, Rainer, mich doch überreden lassen, mal ein Jahr zu Hause zu bleiben (so richtig viel Zeit hatten wir leider auch nicht). Daheim das Haus und Grill, Gewächshaus und Garten ist auch schön. Dazu dann ein paar ganz entspannte Ausflüge per Boot auf unserer Mecklenburgischen Seenplatte.
Nur leider durften wir feststellen, dass sich die Seenplatte verändert hat. Nicht nur der Wasserstand durch den fehlenden Regen, sondern auch die vielen Charterboote sorgten für manch eine Überraschung. Es werden Wettrennen um den besten Startplatz an der nächsten Schleuse ausgetragen, denn dieser könnte entscheidend sein, ob man eine Schleuse früher oder später durch diese kommt. Überhaupt sind inzwischen viele Schleusen völlig überfordert mit den vielen Booten. Stundenlanges Warten ist die Folge. Da kommt man schnell auf die Idee gleich früh am Morgen die erste Schleuse zu nehmen. Nur dass allzu oft Charterboote die Schleusenwarteplätze blockierten, welche dort übernachteten. Einmal fand ich es besonders witzig. Wir kommen früh am Morgen zur Schleuse und hinter uns ein weiteres Boot. Vor uns steht bereits ein Mietboot in Fahrtrichtung an der Schleuse. Nach ca. 15 min Warten ging ich vor und fragte ob sie überhaupt schleusen wollen. Die Antwort war: Sie hätten hier übernachtet, gehen jetzt zum nächsten Zeltplatz duschen und dann können wir alle schleusen!? Nun gut, dies dürfte eigentlich der Menschenverstand sagen, dass wenn man schon einen Schleusenplatz als kostenlose Übernachtungsmöglichkeit missbraucht, dass man diesen auch zur Schleusenbetriebszeit pünktlich wieder räumt.
Ohne Bootsführerschein sind inzwischen viele unterwegs. Dies war in den Anfangsjahren auch noch recht gut möglich. Die Allermeisten sind sehr rücksichtsvoll und mit dem Wissen unterwegs, dass sie das Schiffchen nicht so recht beherrschen und von den Regeln nur den Hauch einer Ahnung haben. Inzwischen sind die Mietboote aber weit größer geworden und die Hütten Tonnenschwere Geschosse. So kam uns in einer sehr engen Kanalkurve eine große Hütte entgegen. Mit Vollgas und die Kurve schneidend auf unserer Kanalseite. Es war kein Platz für uns. Wir stoppten sofort auf, sonst hätte es gekracht. Die Hütte steuerte abrupt auf die andere Kanalseite. Schlug bei dem Tempo in die Uferböschung ein und das Heck drehte sich weiter in unsere Richtung. Wir wichen inzwischen rückwärtsfahrend aus, wobei auch dies nicht einfach war, da hinter uns Paddler waren. Das Ganze wurde zu einer kpl. Drehung der Hütte und die vielen Jungs schipperten frohen Mutes weiter. Diese Spezies fällt auch sonst nicht selten auf. Bier ist kistenweise an Bord, mitunter auch gleich 30 oder 50 Liter samt Zapfanlage und dann geht es grölend über den See. Die laute Musik ist meist auch nicht jedermanns Geschmack.
Kleinigkeiten sind dagegen: Mietboot bleibt in der Schleuse stehen, bekommt den Motor nicht an und muss rausgeschleppt werden. Kaum draußen fällt ihm ein, den Hauptschalter nicht eingeschaltet zu haben. Eine andere Miethütte fährt bei Rot aus der Schleuse und die Automatikschleuse wurde kpl. gesperrt. Der Nächste verwechselt beim Aufstoppen hinter uns den Vorwärts- und Rückwärtsschub.
Ansonsten war der Wasserstand auf einigen Seen das Thema der Saison. So fehlen auf Müritz, Kölpinsee, Fleesensee und Plauer See Ende Oktober noch immer rund 50 cm Wasser zum mittleren Wasserstand. Manch ein Hafen sieht reichlich trocken aus. Slipanlagen sind nicht nutzbar und für einige Boote mit mehr Tiefgang werden einige Ziele unerreichbar. Beim Anblick des Müritzufers denkt man unwillkürlich an Ebbe, nur dass die Flut nicht in ein paar Stunden kommt. Unser Heimathafen Neustrelitz und der Zierker See haben gegenüber dem letzten Jahr weniger Wasser verloren. Dies ist den auf jede volle Stunde begrenzten Schleusungen in Voßwinkel zu verdanken, was aber so manchen Bootscharterer an der Schleuse Voßwinkel auf die Palme brachte. In der Praxis wurde man dort tatsächlich nicht stets zur vollen Stunde geschleust, sondern stand mitunter 3-4 Stunden, denn es waren reichlich Boote vorher an der Reihe und dann kam noch der Vorrang der Berufsschifffahrt (Dampfer und Bauschiffe).
Einheimische sahen die Wartezeit meist sehr viel gelassener, denn sollte ständig auf Anforderung geschleust werden, wäre der Zierker See bald ohne Wasser. So wurden wenigstens die 80 cm amtliche Tauchtiefe gehalten. Das sind eben Probleme bei Automatikschleusen. Ein Schleusenwärter achtet auf volle Schleusen, günstige Anordnung der Boote in der Schleuse und lässt halt einzelne Boote auch mal warten. Seit dem Automatikbetrieb wird bei genug Wasser jederzeit bei der ersten Anforderung eines Paddlers oder sonstigen einzelnen Bootes sofort geschleust. Auch wenn wir die Schleusenwärter sonst gerne sehen, gibt es auch unter diesen megapeinliche Exemplare. So fuhren mit einer Miethütte zwei dunkelhäutige Männer hinter uns in eine Schleuse. Der Schleusenwärter rief recht laut: Ich dachte, die kommen übers Mittelmeer, jetzt kommen die auch schon bei uns übern See.
Ein richtig großer Aufreger war dann noch die Erreichbarkeit der Seenplatte. Über die Elbe ging mangels Wasser nichts und über die verbleibende Obere-Havel-Wasserstraße hakte es an der Baustelle Schleuse Zaaren. Diese sollte am 1.4.2019 öffnen, was wohl ein Aprilscherz war. Nach etlichen Verschiebungen soll die Schleuse jetzt am 7.11.2019 vorrübergehend zum Probebetrieb bis Ende November öffnen. Die endgültige Freigabe soll im April 2020 erfolgen.
Nun habe ich leider nur von Problemen geschrieben. Natürlich gibt es noch immer ein paar schöne, ruhige, versteckte Ecken, wo es ausgesprochen schön ist. Ich, Rainer, hoffe aber auf das nächste Jahr, wo sehr wahrscheinlich wieder ordentlich gesegelt wird. Nur wohin? So langsam gehen uns in Europa die Ziele aus, für ein paar Jahre weltweit fehlt auch uns die Zeit und ein zweites Mal dieselbe Reise ist auch nicht mein Ding. Mehr zu weltweit schrieb ich schon bei: Segeln Fuerteventura.
weiter im Jahr: 2020