Segeln im niederländischen Wattenmeer und deutschen Watt nach Cuxhaven
Im niederländischen Wattenmeer segelten wir über Harlingen (wo wir 2017 schon einmal waren) weiter durch’s Kimstergat und Vingegat zur niederländischen Wattinsel Ameland. Selbst mit unseren 80-85 cm Tiefgang bei komplett aufgeholtem Schwenkkiel, durften wir dort einiges beachten. Kimstergat und Vingegat schauen bei Niedrigwasser laut Seekarte immerhin 1,40 Meter und 1 Meter aus dem Wasser. Laut diversen niederländischen Internetseiten aktuell etwas weniger, aber was ist im Watt schon aktuell? Selbst eine Lotung vor wenigen Wochen ist schon nicht mehr aktuell. Der Höchststand der Flut schwankt auch von Tag zu Tag zwischen 2,40 und 2,60 Metern und je nachdem ob man die rein astronomische Gezeitenberechnung nimmt oder noch das aktuelle Wetter (Wind bringt Wasser oder bläst es raus) mit einbezieht hat man je nach Windstärke noch mal einige Dezimeter mehr oder weniger Wasser.
Bei moderatem Westwind segelten wir zum Kimstergat. Das erste (knappste) Wattenhoch erklommen wir kurz vor Hochwasser und segelten weiter zum zweiten Wattenhoch. Da so ein Wattfahrwasser so manche Richtungsänderung mit sich bringt, hatten wir selbst bei Westwind mitunter unsere liebe Not den Kurs unter Segeln zu halten, denn bei entsprechend der aktuellen Wassertiefe aufgeholtem Schwenkkiel wird die Abdrift des Bootes ja nicht weniger. Dazu das ständige Ausschauhalten nach der nächsten Fahrwassertonne (rot bzw. grün), denn diese sind längst nicht dort, wo sie in unserer recht aktuellen Seekarte stehen, sondern sind natürlich dem Watt geschuldet entsprechend versetzt worden.
Bei Ameland segelten wir noch sehr langsam durch das Molengat ehe der Wind einschlief. Für die letzte Seemeilen im Brandgat durfte der Diesel uns bis zum Ankerplatz bringen. Bei passendem Tidenstand am kommenden Tag ging es dann vom Ankerplatz bis vor den Hafen von Ameland, wo wir uns trockenfallen ließen.
Von Ameland segelten wir erneut durchs Watt zur westfriesischen Insel Schiermonnikoog. Teils hielten wir uns an die Wattfahrwasser, segelten aber auch quer über’s Watt. Der Tidenhub ist hier etwas höher und es kam eher darauf an pünktlich zum Hochwasser vor Schiermonnikoog auf das Watt zum Trockenfallen zu kommen.
Weiter segelten wir teilweise durch das Watt und auch teilweise vor den Wattinseln bis Cuxhaven. Nach Cuxhaven beeilten wir uns ein wenig, da tagelanger Ostwind angesagt war und wir vor diesem Wind Cuxhaven erreichen wollten. Wir segelten zum Abschluss noch mal 7-9 Knoten (mit Strömung) ehe bei der Elbmündung der Wind nachließ. Da wir weiterhin auf die Segel setzten, kamen wir durch den Zeitverlust in die Gegenströmung auf der Elbe vor Cuxhaven und quälten uns mühselig über ein paar Stunden bis in den Hafen.
Von Harlingen bis Cuxhaven, inkl. vieler Strecken im Watt, benötigten wir insgesamt keine drei Motorstunden. Dies hätte ich im Watt vorher nicht für möglich gehalten. Mit reichlich Zeit, Planung der Tidenströmungen und Geduld ist aber auch im Watt segeln ohne Dieseleinsatz möglich.
Vor ein paar Wochen, nach der Einfahrt durch den Nordseekanal nach Amsterdam und der dortigen Hafensuche und dem damit verbundenen rumdieseln, sah ich mein Ziel von den Kanaren bis zum Heimathafen nach Neustrelitz (inkl. langer Binnenfahrt) mit einer Tankfüllung zu kommen kaum noch als erreichbar (zumal wir noch ins Watt wollten). Jetzt aber sieht es sehr gut aus, denn im IJsselmeer und im Watt lief der Motor entgegen meiner vorherigen Annahme kaum. Immer noch vorausgesetzt, dass die Elbe endlich mal etwas mehr als knietiefes Wasser hat!
weiter auf der Route: Heimfahrt mit Hindernissen