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Heimfahrt mit Hindernissen

Wir ließen uns weiter Zeit, denn die Elbe im Abschnitt von Lauenburg bis rauf nach Dömitz hat noch immer knietiefes Wasser. Bei einem Pegel Dömitz von 55 cm würden wir wohl gerade so raufkommen und in die Schleuse Dömitz über den Drempel passen (Fahrwassertiefe ist nicht gleich Pegel), nur der Pegel Dömitz liegt aktuell bei nur 10 cm und nennenswerter Regen ist im Einzugsgebiet der Elbe nicht in Sicht.
Also bummeln wir rund Cuxhaven und fahren Rad. Mit der Tidenströmung segeln wir ein wenig Elbaufwärts, ankern auf der Elbe und bummeln in einigen Orten. Bei Brunsbüttel kommt das große Überlegen, doch durch den Nord-Ostsee-Kanal und auf der Ostsee bis zum Oderhaff und dort den Kanal parallel zur Oder bis Niederfinow und dann weiter nach Neustrelitz? Wir verwarfen es, segelten in ganz kleinen Etappen weiter, ankerten in Seitenarmen der Elbe, selbst trockenfallen ist gut möglich und segelten letztlich nach Hamburg-Finkenwerder. Hier wird der Mast allein mit dem Mastenkran gelegt.

Wir waren so richtig schön beim Mast legen mit der entsprechenden Unordnung an Bord: Segel von der Rollanlage (Genua leicht beschädigt, da Rollanlage defekt), Großsegel runter, Baum demontiert, Mastkabel ab, Wanten lockern und teils wegnehmen, da kommt nicht eine Zollkontrolle über den Steg. Auf der Nordsee vor Cuxhaven wurden wir vor etlichen Tagen schon mal kontrolliert, aber es half nichts es wurde nochmals kontrolliert. Zunächst kamen zwei Mann, kontrollierten die Ausweise und Bootspapiere, gingen durchs Boot und suchten nach Waffen, Alkohol und Drogen. Danach durften wir rund 20 Minuten weiterarbeiten und es kamen zwei weitere Beamte um den kpl. Mehrwertsteuernachweis fürs Boot zu kontrollieren. Werftrechnung mit Steuer, Finanzamtsteuernachweis und Zahlung vom Ersteigner und unser Kaufvertrag sind zum Glück komplett vorhanden. Wieder etwas später kamen nochmals zwei vom Zoll und zapften den Tank an. Es wurde auf Heizöl bzw. andere eingefärbte Kraftstoffe kontrolliert. Ich rechnete fest mit dem Nachweis von rotem Restdiesel aus England und holte schon mal unseren vorletzten Tankbeleg von 2017 aus England und den letzten aus Las Palmas auf den Kanaren. In England hatten wir im August 2017 roten Diesel getankt (etwas nachgetankt) und im Schauglas vom Dieselfilter war danach etwas rötlicher Diesel zu sehen. Dann hatten wir den Tank noch einmal in Las Palmas de Gran Canaria restlos aufgefüllt (92 Liter nachgetankt in 180 Liter Tank) und jetzt war schon kein roter Diesel mehr durch den Zoll nachweisbar!? War sein Gerät defekt oder verliert sich die rote Färbung im Laufe der Zeit? Egal, es war glücklich für uns, denn mein Nachfragen ergab: Wenn sie gefärbten Diesel nachweisen ist zwar das Logbuch und die Dieselquittung aus England hilfreich, aber der Zoll gibt es trotzdem ans Finanzamt weiter und dort wird ein Steuerstrafverfahren erst einmal eröffnet. Wenn dann die eingereichten Nachweise den Finanzbeamten als Nachweis genügen, wird das Strafverfahren eingestellt. Was für eine befremdliche Praxis, welche bei uns wohl dazu führt in England oder anderswo wohl lieber Bootstankstellen zu meiden und dafür Kanister zu schleppen. Bisher dachten wir das Aufbewahren der Tankquittung reiche.
Nach den drei Kontrollen konnte nun endlich der Mast gelegt werden, diesen am Kran hängend und halb unten kamen aber schon wieder zwei Beamte welche sich erneut vorstellten und sofort kontrollieren wollten. Jetzt reichte es mir, ich polterte leicht, Marina bremste mich und es stellte sich zum Glück raus, dass sie nur nichts von den bisherigen drei Kontrollen wussten und es nichts mehr zu kontrollieren gab.

Ab Finkenwerder ging es nun mit dem Dieselmotor weiter. Natürlich noch immer mit der passenden Tidenströmung und dies Jahr erstmalig über die Süderelbe durch Hamburg. Entgegen der Norderelbe, welche durch viel Verkehr sehr unruhig ist, geht es auf der Süderelbe recht ruhig zu. Bis zur Schleuse Geesthacht hatten wir noch mitlaufende Strömung. Danach ist das Tidengebiet vorbei und wir waren endgültig im Süßwasser. Gleich oberhalb der Schleuse ankerten wir und warteten noch ein wenig auf die Entwicklung der Elbpegel. Doch da gab es nichts Neues: Für den Elbpegel Dömitz sagt die Vorhersage des Wasser- und Schifffahrtsamtes bis zum 24.9.18 einen Pegel von -9 cm voraus. Im gesamten Einzugsgebiet der Elbe kein nennenswerter Regen.
Letztlich blieb nur der längere Weg über den Elbe-Seitenkanal und Mittellandkanal nach Berlin und dann die Obere-Havel-Wasserstraße nach Neustrelitz. Für die rund 150 km mehr haben wir aber keine Gegenströmung (auf der Elbe sonst bis Dömitz) und das Getucker mit 6 km/h auf der Müritz-Elde-Wasserstraße bleibt auch aus. Nach meiner Rechnung reicht der Diesel im Tank auch dafür noch.
Nur die Schleuse Wusterwitz auf dem Elbe-Havel-Kanal macht noch Probleme. Dort bekommt man auf der Berufsschifffahrtsstraße von Westen nach Berlin den parallelen Schleusenneubau einer zweiten Schleusenkammer seit 2008 nicht vollendet (erster Spatenstich 2008, geplante Fertigstellung 2012 und bis 2018 nicht fertig wegen Bauproblemen / Betonqualität und Löcher). Zudem wird aktuell in der alten Schleusenkammer das Original-Schleusentor aus dem Jahre 1930 bis 23.9.2018 gewechselt, so dass der gesamte Verkehr nach Berlin lahmliegt. Die vom WSA ausgewiesene Umleitung über die Elbe und Untere Havel dürfte wegen des fehlenden Elbwassers wohl kaum in Frage kommen.
Aktuell geht auch der Schleusentoreinbau in der alten Schleusenkammer in die Verlängerung. Die Vollsperre der Schleuse Wusterwitz bleibt wegen ‘unvorhersehbarer Ereignisse’ bis 1.10.18. Wollen wir hoffen, dass es dabei bleibt, denn ab 1.11.18 ist die Schleuse Zaaren in der Oberen-Havel-Wasserstraße wegen Baumaßnahmen für Monate dicht.

Unterwegs auf dem Elbe-Seitenkanal, Mittellandkanal und Elbe-Havel-Kanal durften wir feststellen wie schlecht das Mobilfunknetz in Deutschland ist. Genauer gesagt das Telefonieren war in Ordnung, nur schnelleres Internet gab es auf gut 50% der Liegeplätze (auch in kleineren Orten) nicht und die EDGE-Geschwindigkeit ist ein Witz. Wir waren in ganz Europa viel und auch abseits großer Städte unterwegs. Zuletzt auf den Kanaren habe ich auch oft über das zeitweise langsame mobile Internet geflucht, aber mitten in Deutschland über weite Strecken nur EDGE-Geschwindigkeit kann ich nicht verstehen und die Bundesregierung spricht schon vom 5G-Netz der Zukunft. Als ob dies die Fläche abdecken könne? Ich habe zu meiner Frau Marina gesagt: ‘Willkommen zurück im Entwicklungsland Deutschland’.

Wasser im Boot! Der Geschmackstest ob Salzwasser oder Süßwasser ist binnen nicht brauchbar, also blieb nur die Suche. Regenwasser können wir schon mal ausschließen und undichte Seeventile entdeckten wir keine. Unter dem Motor schien die Quelle aber die Suche ergab zum Glück nur einen undichten Schlauchanschluss an der Druckwasserpumpe. Unser Trinkwasser war es nur! Ein industriell gepresster Schlauchanschluss war der Übeltäter. Dort eine ordentliche Schlauchschelle montiert und der Fehler war behoben. Dies ist natürlich alles schneller geschrieben als es in der Praxis abläuft: Aufregung ob nicht doch ein Leck ist, man wischt und wischt und immer wieder kommt Wasser durch Bootsbewegungen aus den unmöglichsten Ecken nach, nirgends kommt man richtig ran und auf das Trinkwassersystem kommt man natürlich zum Schluss, denn die Pumpe war ja gerade aus, doch der Druck im System und vor allem im Warmwasserboiler reichten vollends.

Wir sind durch die Schleuse Wusterwitz und hoffen ohne Probleme bis nach Neustrelitz zu kommen. Ab Woblitz, Schleuse Voßwinkel und Zierker See lautet die offizielle Fahrwassertiefe zwar im Moment auch nur 70 cm und diese sind für uns nicht ausreichend. Auf der Woblitz sind wir ja fast zu Hause und gewöhnlich steigt der Wasserstand vom Zierker See im Herbst schnell wieder an, denn die Wasserverluste durch das ständige Schleusen werden geringer und regnen sollte es ja nun auch einmal mehr. Es ist übrigens nicht nur der ungewöhnlich trockene Sommer für die Wasserverluste verantwortlich, sondern auch die Selbstbedienungsschleusen. Geschleust wird so jeder kleine Angelkahn einzeln und sofort, während früher die Schleusenwärter bei Wassermangel auf lohnende Sammelschleusungen warteten. Natürlich schleusen in den Automatikschleusen auch Paddler statt die Bootsschleppe zu nutzen. Sofern genug Wasser vorhanden ist, ist dagegen nichts einzuwenden, nur der Zierker See hat keine Zuflüsse und so gibt es in trockenen Jahren Probleme mit dem Wasserstand.

Vom Wasser- und Schifffahrtsamt ist die Fahrwassertiefe von der Woblitz bis Neustrelitz nun schon mit maximal 0,6 m angegeben. Unser Trinkwasser haben wir abgelassen und damit den See ein wenig aufgefüllt ;-). Alles mit Gewicht haben wir in den Bug gebracht damit der tiefste Punkt das geschützte Ruder ein wenig höher liegt. So haben wir es letztlich gewagt bis Neustrelitz, da wir die Stellen an denen es sehr knapp wird aus den vergangenen Jahren recht gut kennen. Dort mit äußerster Vorsicht und ohne Absenkung in Fahrt vorsichtig vorbei bzw. rüber und wir sind doch tatsächlich in Neustrelitz angekommen. Der Diesel reichte und wir haben in den letzten Tagen auch noch die Dieselheizung in den kühleren Morgenstunden genutzt. Gleich nach unserer Ankunft schauten wir nochmals nach dem Elbe-Pegel bei Dömitz. Dieser liegt aktuell, am 10.10.18 nur bei 19 cm, so dass wir noch immer nicht über die Elbe hätten fahren können.
Warum aber die Automatikschleuse Voßwinkel nicht begrenzt schleust bleibt mir ein Rätsel. Es kann doch nicht so schwer sein, in Zeiten von Wasserknappheit zum Beispiel die Schleuse nur 3x am Tag zu bestimmten Zeiten schleusen zu lassen. Spätestens dann würde auch die Bootsschleppe wieder durch Paddler genutzt werden. Aber wahrscheinlich muss es erst zur kompletten Austrocknung des Fahrwassers kommen, bis man beim Schifffahrtsamt reagiert. In einer älteren Sportbootkarte von 2004 ist die amtlich Tauchtiefe mit 1,40 m angegeben. Gesagt wurde damals ein Tiefgang von 1,50 m ist im Frühjahr und Herbst bis Neustrelitz möglich. Davon sind wir inzwischen weit entfernt.

Schiffshebewerk Lüneburg-Scharnebeck
Schiffshebewerk Lüneburg-Scharnebeck
MLK - Wolfsburg
Tongji auf dem Mittellandkanal (MLK) in Wolfsburg
MLK - ehemaliger Grenzpunkt Rühen
Tongji auf dem Mittellandkanal am ehemaligen Grenzpunkt Rühen
Die Grenzabfertigungsgebäude sind inzwischen eingewachsen.
Mittellandkanal über der Elbe
Auf dem Mittellandkanal über die Elbe
Mittellandkanal über der Elbe
Mittellandkanal über dem Rinnsal Elbe
Hausbrücke Ahrensberg
Tongji an der Hausbrücke Ahrensberg
Selbst an der Eisenbahnbrücke bei Voßwinkel (nicht im Bild), der niedrigsten Brücke der Oberen-Havel-Wasserstraße, brauchten wir uns bei den niedrigen Wasserständen keine Gedanken über die Durchfahrtshöhe machen

weiter im Jahr: 2019