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Segeln von Falmouth zur Isle of Wight

Für die kommenden 2-3 Tage verspricht der Wetterbericht um die 10 kn NW-Wind. Das bedeutet an der englischen Südküste ablandiger Wind und es scheint als könnten wir mal ganz ruhig segeln.
Wir setzten das Großsegel, hoben den Anker und hinaus ging es auf den Ärmelkanal. Mit Großsegel und Genua segelte es sich die ersten 20 Seemeilen auch ganz ordentlich, ehe der Wind immer weiter aus westlichen Richtungen kam und zudem auch noch weniger wurde.
Trockengefallen oder getaucht sind wir noch nicht und haben die Schraube somit noch nicht saubergemacht (1kn langsamer unter Motor). Zudem möchte ich es jetzt auch wissen: In Las Palmas de Gran Canaria sorgte Marina ja dafür, dass der Tank vollgemacht wurde (den roten Diesel aus England von 2017 verdünnt). Gegen den typischen Nordwind ging es von den Kanaren recht gut (2,5 h) und auch an Portugals Küste ging es gegen den Wind mit sehr wenig Motorstunden. Die letzte Biscayafahrt hat dann unvernünftiger Weise zu viel Motorstunden gekostet. Jetzt habe ich mal grob überschlagen, dass wir mit der Tankfüllung von den Kanaren bis nach Neustrelitz kommen könnten und habe mir dies in den Kopf gesetzt. Dabei werden wir allein für die Binnenfahrt, gegen die Elbströmung und über die vielen Seen und Kanäle bis Neustrelitz knapp 60 Motorstunden benötigen (deutlich weniger sind es über die Oder). Bei sehr moderater Fahrt 1,5 Liter/Stunde also rund 90 Liter. Nach meiner Rechnung (180 Liter Tank und den schon gefahrenen Stunden ab den Kanaren, sowie dem Schätzbalken/Tankanzeige) bleiben da nur wenige Stunden bis Cuxhaven und da dem so ist bleibt der Diesel aus.
Wir ließen das Groß stehen und setzten den Blister, ein riesiges Leichtwindsegel. Da das Groß den Blister teils verdeckte, hatten wir alsbald nur den Blister an Steuerbord und die weit ausgebaumte Genua nach Backbord (macht man gewöhnlich nicht, aber bei dem wenigen Wind völlig i.O. / auch vor dem Wind kreuzen war langsamer). Obwohl wir bewusst weit weg von allen Kap’s segelten war die Tidenströmung bestimmend. Mal ging es vorwärts und dann kämpften wir etliche Stunden für wenige Seemeilen bei Gegenströmung. Durch Restdünung von sonst wo schlagen die Segel, der Windanzeiger auf dem Mast dreht beim Gewackel im Kreis, der Autopilot kann gegen die Strömung seinen Kurs nicht halten und gibt stetig Alarm, Ruder feststellen und ab und zu von Hand korrigieren klappt noch am besten. Es machte nicht wirklich Spaß in der Zeit wo so gar kein Wind wehen wollte. Wir kamen bei der letzten Gegenströmung zum Beispiel knapp eine Seemeile vorwärts und waren dabei schon froh nicht mit der Strömung rückwärts getrieben zu sein. Zehn Seemeilen weit auf dem Ärmelkanal vor Portland hatten wir dann auch noch kpl. Windstille und 2 kn Gegenströmung. Was nun? Diesel starten? Nein, das Wetter blieb ruhig und wir behinderten keinen, also den Anker runter auf über 50 Meter Wassertiefe! Der hielt sogar und ich packte die Angel aus und wir warteten die gegenläufige Tidenströmung ab.
Bei der Isle of Wight wollten wir nochmals ein paar Tage bleiben, nur der Wind schien die Einfahrt in den Needles Channel, mit oft 3 und mehr Knoten Strömung nicht zu erlauben. Wir schienen wieder bei Gegenströmung anzukommen und wären dann wahrscheinlich um die Insel gesegelt. Doch als hätte der Wind ein Einsehen frischte er mächtig auf. Blister nichts wie runter, nur unter Genua und Groß war es auch bald zu viel Segelfläche, also gereffte Segel und wir donnerten mit der letzten mitlaufenden Strömung in und durch den Needles Channel in den Solent bei der Isle of Wight. In diesem sind wir dann ruhig weitergesegelt bis zur Osborne Bay, wo unser Anker fiel.
Die Gesamtbilanz: 163 sm in 58 Stunden (mit Ankerpause gegen das Zurücktreiben auf hoher See). Aber 0,0 Motorstunden.

Im Solent segelten wir nur recht wenig von Ankerplatz zu Ankerplatz, packten das Beiboot aus und ruderten ein wenig zum Ufer um uns die Seebeine zu vertreten und uns was anzusehen. Übrigens auch am Beiboot fällt keine Motorstunde an, denn es gibt gar keinen Motor ;-)
Ansonsten das Übliche: Segelboote wie ‘Solent Summer’ dieseln zur Tea-Time in die wohl beliebteste Ankerbucht England’s, der Osborne Bay. Ankern bei 3 Meter Wassertiefe (+ 4 Meter Tidenhub) mit 10 Meter Kette knapp vor unserem Bug und wundern sich bei Gezeitenwechsel, dass wir mit deutlichst mehr Ankerkette ihnen zu dicht kommen.

Zwangspause: Wir hängen noch ein paar Tage im Solent dran. Ich, Rainer bin mit dem kleinen Zeh an der Reling hängengeblieben und dabei ist ein tiefer Riss zwischen den Zehen entstanden. Dieser wird jetzt erst einmal etwas heilen müssen, denn mit dem Auftreten ist es eher schwierig.

Links zu Seiten aus vergangenen Jahren:
2013: Segeln zur Isle of Wight, Bilder aus Cowes, Bilder aus Newport, Segeln Weymouth, Segeln Salcombe, Segeln Falmouth
2014: Segeln nach England, Isle of Wight, Segeln im Solent, Segeln Ärmelkanal bis Falmouth und weiter Segeln Schottland, Segeln nach Island
2017: Segeln Eastbourne, Segeln zur Isle of Wight, Segeln Falmouth

glattgebügelte See
Sonnenaufgang und glattgebügelte See / Windstille, aber wir treiben mit der Strömung von 2 kn
Blister und Genua
Asymmetrischer Spinnaker / Blister und Genua
Needles Isle of Wight
angekommen bei den Needles / Isle of Wight (jetzt noch durch den Needles Channel und 12 sm durch den Solent und wir sind am gewünschten Ankerplatz)

weiter auf der Route: Pause im Solent bei der Isle of Wight