Segeln von Baiona nach Leixões / Porto
Adiós España. Wir brechen in Baiona auf und wollen nach Porto in Portugal segeln. Im Jahr 2013, bei unserer letzten Tour an dieser Küste, sind wir ja an Porto vorbeigesegelt, da der Wind gerade gut war und haben es später doch etwas bereut. Dieses Jahr werden wir gezielt nach Porto. Genauer gesagt haben wir uns den Hafen Porto Atlantico in Leixões rausgepickt, denn dort kostet der Liegeplatz 19,- pro Tag und in der Douro Marina vor Porto kostet es 44,- pro Tag. Da die Douro Marina auch ein paar Kilometer vom Zentrum entfernt ist, denken wir gleich in Leixões zu bleiben. Zudem soll man im Industriehafen vor der Marina gut ankern können, denn wer weiß schon, wann es weitergeht.
Aufgebrochen sind wir etwas zu spät und werden es bei Tageslicht nicht mehr schaffen. Vor Portugals Küste sind mal wieder Fischernetze über Fischernetze. Nun sie liegen hoffentlich alle tief genug und doch genau hier war es im Jahre 2013, als wir ein Oberflächennetz ohne jede Markierung treibend an den Schwimmkörpern sahen und umfuhren! Nur dieses Jahr sind wir hier mit der Southerly und da heißt es max. Kiel hoch und drüber weg (denke aber auch der Kiel ist schräg genug und würde ein Netz nach unten wegdrücken). An der Segelyacht Southerly gibt es halt kein Saildrive, keinen freien Propeller und kein tiefergehendes Ruderskeg, wo ein Netz hängenbleiben könnte.
Zum eigentlichen Segeln kann ich kaum was schreiben. Wir segelten gut, hatten wohl so 8-15 kn Wind aus NW. Dabei wenig Welle und 2-3 m Atlantikdünung (noch immer von Irland und England, wo der Wind tobt). Eines dann doch noch. Aus Interesse testete ich mal die Windsteuerung und schaltete den elektrischen Autopiloten auf entsprechenden Steuerkurs zum aktuellen Windwinkel. Dabei steuert dieser immer den eingegebenen Winkel zum aktuellen scheinbaren Wind und bei Winddrehung bzw. schwächerem wahren Wind ändert er entsprechend den Kurs. Bei hoher WindTrim und Response Einstellung scheint er das sehr kursgenau zu machen, allerdings auch bei entsprechend hohem Energiebedarf. Diese Funktion hat mir gefallen, ist aber letztlich doch nur eine weitere Technikspielerei.
Den Hafen Leixões erreichten wir nach 65 sm erst gegen Mitternacht. Als wir in den Industriehafen wollten, sahen wir anhand der AIS-Signale, wie ein Fischer nach dem anderen sich vom Kai löste. Ein Schwarm von 26 Fischerbooten kam uns laut AIS entgegen und wer weiß, wie viele ohne AIS noch dabei waren. Die Segel waren zum Glück noch oben und so drehten wir eine Ehrenrunde vor dem Hafen um erst mal abzuwarten. Anschließend gleich noch eine zweite größere Runde, da ein Frachtschiff direkt nach den Fischern in den Hafen einlief, sich drehte und rückwärts festmachte. Danach waren wir an der Reihe und fanden im gut beleuchteten Industriehafen vor der Marina Porto Atlantico auch den Ankerplatz. Unser Anker fiel auf Position 41°11,07N 008°42,43W, genau zwischen zwei weiteren dort ankernden Segelbooten und dort blieben wir auch noch einen Tag.
Am kommenden Tag kam dann dieser Spanier (Bild über diesem Text) und ankerte zunächst etwas weiter neben uns. Als etwas Wind kam hielt sein Anker nicht und er trieb durch den Industriehafen. Beim nächsten Versuch meinte er gelernt zu haben und ließ seinen Anker viel zu dicht vor unserem Schiff fallen. Er war wohl der Meinung wo ein Anker hält muss auch ein zweiter halten. Was mich wunderte das er nicht sofort auf uns zu trieb, aber wahrscheinlich hat er so gut wie keine Ankerkette gegeben. Na das kann lustig werden, aber vielleicht bleibt er nur für eine Kaffeepause. Da sich nichts rührte und er blieb sagten wir ihm das dies viel zu dicht ist und in der Nacht Wind komme. Er ignorierte uns einfach. Noch mal etwas später, es war inzwischen leicht windig, hatten wir den Eindruck er käme ein wenig dichter und die Boote begannen zu schwojen (hin- und herpendeln im Wind). Inzwischen fehlten teils keine 2 m mehr und wir sprachen ihn nochmals an. Seine Antwort: er hat nur 10 m Kette und kein Seil und er sei allein und könne nichts machen. Na nun wurde es lustig, hat er geglaubt mit seinem Anker vielleicht unsere Kette zu erwischen und dann Halt zu finden. Wie kann man mit nur 10 m Kette und kein Ankerseil hier überhaupt unterwegs sein und versuchen bei 5 m Wassertiefe + 3 m Tidenhub zu ankern? Hat er nicht mal Festmacher die er drantüteln kann? Ich war fassungslos und wollte erst mal ruhig durchatmen da frischte der Wind deutlich auf und brachte nicht nur mir Luft. Mir war klar was passieren würde, er jedoch ging in sein Boot. Ich rief Marina möge mir schnell einen unserer großen Fender bringen. Kaum war ich damit auf dem Vorschiff konnte ich diesen noch zwischen sein Heck und unseren Bug halten. Die Boote gingen wieder auseinander um wenig später erneut aneinanderzustoßen. Diesmal hielt ich sein Heck schon von unserer Bootsmitte mittels Fender ab. Jetzt kam dann auch der Spanier raus und rief mich an was er denn machen solle. Nun vielleicht reagierte ich etwas harsch, aber ich rief ihm zu das ich hier zuerst geankert habe, er viel zu dicht geankert hat, sich die Situation für uns gerade durch den Wind klärt und er zusehen müsse. Hätte er mal vorher sich vernünftig über sein Problem mit uns unterhalten, hätten wir recht wahrscheinlich auch noch Ankertrosse und unser Reitgewicht bzw. unseren Zweitanker für ihn gehabt. Er hätte weiter weg gut geankert, aber einfach ignorieren und wird schon gut gehen? Inzwischen kam sein Boot ein letztes Mal an meinen jetzt am Heck zwischengehaltenen Fender und dann ging alles sehr schnell, er fand sich mitten im Industriehafen wieder. So wie wir es sahen startete er erst kurz vor dem gegenüberliegenden Passagierkai den Motor. Die Entfernung mag auch täuschen. Solange wir ihn beobachtet haben, motorte er bis in die Nacht im Industriehafen. Am kommenden Morgen war er verschwunden. Inzwischen waren insgesamt 12 Segler an dem doch kleinen Ankerplatz.
Das wirkliche Problem erkannten wir erst am kommenden Morgen, als wir unseren Anker einholten und in den Hafen sind. Schon beim Anker auf und Kurs Hafen sahen uns ein Däne und ein Niederländer so ungläubig an, was uns wunderte. Nun ich funke grundsätzlich nie mit Häfen vor der Ankunft und auch diesmal hätte ich wie sicher die anderen Ankerlieger gehört das kein Platz sei. Im Hafen angekommen sahen wir das Schlamassel. Dicht gedrängt standen die Boote. Am eigens dafür vorgesehenen Anmeldesteg keine 5 m Platz, denn auch dort lagen schon Boote. Ein Deutscher sagte uns eine freie Box. Oh je war die Boxengasse bei dem Wind eng. Wir fanden die freie Box fast am Ende der Gasse und machten erst mal notdürftig fest. Nun ging es zum Hafenbüro und dort hörte ich natürlich das kein Platz mehr frei sei und in der Box können wir keinesfalls bleiben. Wir sollen vor dem Hafen ankern und per Funk immer mal fragen. So schnell gehe ich nur nicht und nach etlichem hin und her rief die Dame einen Hafenmitarbeiter und wir gingen gemeinsam über die Stege. Eine Box könne er freimachen aber diese sei nicht breit genug, im Päckchen durften wir nirgends liegen. Ich fragte immer wieder nach den freien Plätzen im hinteren Hafenteil, wo es weniger tief war (teils bei Ebbe nur 1m). Dort hätten wir dank des aufholbaren Kielschwertes Platz gehabt, aber auch dort ist reserviert für einheimische Segler. An einem freien Kopfsteg sei für die Polizei der Platz freizuhalten. Letztlich noch mal ins Büro und weiter über Tiefgang und die freien Boxen geredet. Nein, nein, nein, es ginge nichts und bei dem Wind bricht heute auch keiner auf. Ich sprach den Anmeldesteg an, wo zwar schon Segler lagen und keine 5 m Platz waren. Die Dame sagte das Päckchenliegen auch dort verboten sei und ich ja selbst sehe das nicht genügend Platz sei. Außerdem sei es der Anmeldesteg. Ich entgegnete: wer solle sich denn anmelden, wenn doch alles über Funk vom Ankerplatz geregelt werde? Sie war inzwischen schon genervt und ging letztlich auf meinen Vorschlag ein, das ich wenn ich dort ohne Päckchenliegen festmachen könne, liegenbleiben darf. Ich wusste vom Vorbeifahren das die Segler dort nicht aufgerückt waren und in Verlängerung des Schwimmsteges noch ein Dalben stand. Dumm nur das sie mich nicht vorher auf den Steg gehen ließ (jeder Steg eigene Codekarte). Wir sind bei gutem Seitenwind also wieder rückwärts aus der Box und aus der Boxengasse. Einige Segler lauerten schon auf Hafenkino am frühen Morgen, doch es gelang uns prima mit Hilfsleinen sauber bei dem Wind aus der Box zu kommen. Vor dem Anmeldesteg hatten wir dann achterlichen leicht seitlichen Wind welcher uns sacht bei kurzen Gasstößen rückwärts an den Steg bewegte. Es waren tatsächlich 5 m aber eben nach vorn konnte man überstehen und ein Dalben war dort. Hier nutzte uns der achterliche Wind, denn er drückte seitlich nur leicht, hielt den Bug stabil und so ging es ganz sacht an den Steg und Dalben. 11,25 m Boot an 5 m Steg + Abstand lassen zum anderen Boot. Es war zwar reichlich Platz zwischen den anderen Booten aber es ließ sich noch keiner sehen. Wir machten provisorisch fest. Lass den Wind mal drücken. Ein Fender am Stegende, was bei uns längst nicht Mittschiffs war und eine kurze Achterleine hielten uns. Zur Sicherheit noch eine Leine zum Dalben und dann erst mal zu den anderen Booten. Inzwischen stand auch schon der Hafenmitarbeiter am Steg und sprach mit den anderen Bootsbesitzern. Sie rückten auf und hatten dann noch immer gut 1 m Abstand. Jetzt hatten wir plötzlich gute 10 m Platz welcher allemal reichte.
Die Lehre von der Geschichte ist sicher das man vorher per Funk mit dem Hafen sprechen sollte, nur hätten wir dann ganz sicher keinen Platz bekommen und so werde ich auch weiter nicht funken.
Wenn er nicht gerade so voll wäre ist der Hafen ideal für Porto. Er kostet für hiesige Verhältnisse nur 19,-€, die Bushaltestelle ist vor dem Hafen und für 1,90 ist man per Bus im Zentrum von Porto. (Buslinie 507 fährt vor dem Hafen ab, aber rund um den Industriehafen sind wir wohl einige Umwege gefahren. Die Linie 601 fährt wohl direkter nach Porto aber die Haltestelle ist etwas weiter vom Hafen weg.)
weiter auf der Route: Bilder aus Porto