Segeln an der englischen Südküste nach Falmouth
Nach ein paar Tagen warten bei der Isle of Wight segelten wir mit den letzten Zügen des Westwindes weiter. Anfangs hieß das dann doch noch gegen den Wind, aber der Wetterbericht versprach eine Winddrehung auf Ost und der Ostwind kam auch. Viel länger auf den Wind konnten wir nicht warten, da wir aus dem Solent (Needlesstrom) zwingend mit der Strömung raus mussten. Von den weiteren Kap’s bis Falmouth hielten wir uns je nach Tidenströmung fern oder nutzten diese dort stärkere Strömung auch, sofern es mit der Strömung ging. Trotz eines Abstandes von gut 10 Seemeilen hatten wir immer noch gute 3 kn Gegenströmung (in der elektronischen Seekarte stehen 6-7 kn am Kap). Nun ja so ist es halt mit den Strömungen. Ein paar Tage später wäre der Tidenhub und damit die Strömung sicher wieder anders, aber da müssen wir jetzt durch (nicht nur alle 6 Stunden ändert sich das).
Abgesehen von den Strömungen, welche mich immer wieder nerven, klappte alles gut bis Falmouth. Segeln gegen den Wind, mit halbem Wind, bis hin zum Schmetterling mit Wind von achtern, etwas Sonne, Regen und Dunst, es war alles dabei. Ein paar wenige Delfine haben wir bereits gesehen. Nach 169 sm fiel unser Anker bei Falmouth (St Just Pool 50°10,77N 005°01,36W). Wieder eine längere Strecke einschließlich Nachtfahrt. In der ersten Nacht können wir immer noch nicht recht schlafen. Sofern es mehr als eine Nacht wird gelingt das abwechselnde Schlafen schon recht gut. In Falmouth wurde so vor Anker erst mal ausgeschlafen und danach ging es in den Hafen und in die Stadt.
Noch mal zu den Strömungen, Tide und ...: Mich nervt es immer mal wieder, wenn ich so schön mit 5-6 kn durchs Wasser Segel, dann die Gegenströmung (rund 6 Stunden) aber mit z.B. 3-4 kn kommt und das GPS nur noch 2 kn über Grund zeigt. Vergessen ist dann, dass man vorher mit der Strömung um die 9 kn auf dem GPS hatte. Sicher kann man auch nur mit der Strömung segeln und irgendwo im Hafen die Gegenströmung abwarten, nur nicht immer ist ein Hafen oder Ankerplatz vorhanden und nicht immer kommt man in die Tidehäfen zu jeder Zeit hinein, denn einige fallen trocken bzw. eine Barre verhindert die Hafeneinfahrt zur Zeit oder es sind auch zu starke Strömungen bzw. der Wind passt nicht.
Alleine zu viel Strömung gegen Wind und dann gar noch ansteigender Meeresboden bringen unmöglichen Seegang. Je nach Meeresboden bedarf es dazu mitunter nur recht wenig Wind. Ich rede hier auch nicht von Wassertiefen von wenigen Metern, sondern wenn z.B. der Meeresboden von etlichen hundert Metern auf 50 m ansteigt, kommt es schon zu solchem Seegang bei entsprechender Tidenströmung bzw. Wind. Auch gar kein Wind kann reichen, wenn z.B. der Tidenstrom gegen die Atlantikdünung aus entfernteren Gebieten steht, wie ich es auf meinem Islandtörn 2014 im Norden von Schottland erleben durfte.
Beeindruckend ist es allemal wie viel Wasser sich da bewegt (nicht vorstellbar viele Tonnen). Soweit das Auge reicht und weiter strömen gewaltige Wassermassen, sinkt und hebt sich die Wasseroberfläche um etliche Meter bei Ebbe und Flut. Hier in Falmouth sind es um die 5 Meter und an der anderen Seite des englischen Kanals sind es schon 10 Meter Tidenhub.



Segeln? - der Wind schiebt uns ;-)

Mehr Bilder aus Falmouth im Bericht Segeln Falmouth aus dem Jahre 2013.
weiter auf der Route: Segeln über die Biscaya