Segeln von Falmouth über die Biscaya
In Falmouth waren wir noch mal einkaufen und vor allem haben wir schön ausgeschlafen, auf’s Wetter geschaut und los ging es über die Biscaya. Wir hatten eigentlich mit längerer Wartezeit auf passendes Wetter gerechnet, aber es passte sofort.
Der Wetterbericht sah Anfangs leichten Westwind und dann tagelang Ostwind aus dem Golf von Biscaya heraus. Öfter hatte ich schon nach dem Biscaya-Wetter gesehen, aber so lang anhaltend Wind aus der Biscaya hatte ich noch nicht gesehen. Was soll’s wir konnten gar nicht anders als aufbrechen.
Allerdings änderten wir unseren Plan, wir wollten wie 2013 beim Segeln über die Biskaya erst einmal raus auf den Atlantik und dann nach Süden. Stattdessen segelten wir jetzt fast Richtung Brest (um ein Verkehrstrennungsgebiet der dicken Pötte) und wenn das Wetter tatsächlich so bleibt dann sofort weiter über die Biscaya.
Dank der bisherigen Eile zur Biscaya und jetzt direkt rüber kam ich erst auf See dazu das Iridium Satellitentelefon am neuen Windows 10 Rechner einzurichten. Die Software hatte ich vorher runtergeladen und doch klappte es nicht so recht. Windows 10 lädt einfach zu viel unerwünscht runter sobald Kontakt mit irgendeinem Netz besteht. Da kann man per Firewall sperren wie man will, irgendeine Lücke scheint Win 10 immer zu finden und dann ist die Iridium Datenübertragung mit maximal 2,44 Kbps überfordert. Was soll’s wir haben noch einen alten XP-Laptop dabei und dort ist Iridium fertig eingerichtet (und alle Navionics Seekarten sind als Ersatz drauf).
Der erste Tag verlief ruhig. Die wegen des Wetters geänderte Route Richtung Brest bereue ich allerdings schon, denn die Strömungen vor Brest sind höher und so hatten wir in der Nacht trotz brauchbaren Windes doch nur 2kn auf dem GPS. Nun mussten wir aber um das Verkehrstrennungsgebiet. Als wir endlich direkten Kurs über die Biscaya nach La Coruna segelten schlief der Wind ein. Westwind - Ostwind - Wechsel laut Wetterbericht. Also auch noch ein paar Stunden den Diesel bemühen.
Das Positive es gab Kürbissuppe nach Marina’s Art. Wir hatten einen richtig großen Kürbis aus dem Garten mitgenommen. Bisher machte er nur Ärger, denn er ist rund und lies sich nicht recht stauen aber so ein Kürbis hält sich selbst angeschnitten ohne Kühlung recht gut. Jetzt auf der Biscaya wurde er zerlegt. Wir hatten auch reichlich Energie in den 700 Ah Batterien. Dank der Solarmodule waren sie voll und im Moment lief auch noch der Diesel.
Marina’s Kürbissuppe: Zwiebeln in Butter kurz anbraten, je nach Bedarf Bockwurstwürfel, Schinkenwürfel o.Ä. mit anbraten, ca. 400 g Kürbis in Würfeln schneiden und dazu, 2 Kartoffeln in Würfeln dazu, eine gepresste Knoblauchzehe, 50g Frischkäse, etwas Thymian und alles kochen. Zum Schluss ein wenig stampfen und lecker Essen. Abend’s gab es dann Kürbisschnitzel (Kürbis in Scheiben schneiden, salzen und in Ei und Paniermehl wälzen sowie in Öl braten).
Es kam natürlich wie es kommen musste, kaum war der Elektroherd an, kam auch der Ostwind. Segel setzen, Dieselmotor aus und damit die Lichtmaschinenladung weg. Wir kochten elektrisch aus der Batteriebank und dann noch mehrere Tage und Nächte mit entsprechendem Energieverbrauch segeln. Nun ein guter Test für Solarmodule und Batterien.
Anfangs auf der Biscaya sahen wir sehr viele Delphine. Sie tollten rund um’s Boot. Statt Brieftauben wie 2013 auf der Biscaya, bekamen wir Besuch von einem kleinen Vogel, welcher völlig erschöpft sich eine Nacht bei uns ausruhte.
Das Satellitentelefon funktionierte und wir holten Grib-Wettermails. In der Pause zwischen dem Senden und Empfangen dieser Grib-Mails, senden wir noch gleich private Mails nach Hause. Umgekehrt bekommen wir kostenlose SMS auf’s Iridium-Telefon (kostenlose SMS an Iridium über http://messaging.iridium.com/ ).
Insgesamt verlief alles tagelang sehr ruhig: Wind aus dem Golf von Biscaya, etwa halber Wind, ein wenig Windwelle aus der Biscaya und dazu längere Dünung vom Atlantik. Nur die Stromversorgung überforderten wir dann doch fast. Der Motor und damit die Lichtmaschine blieben dank konstantem Wind aus. Das Wetter trübte sich ein. Damit hatten wir wenig Solarladung und auch eine noch so große Batteriebank ist beim elektrischen Kochen irgendwann überfordert. Erst die Kürbissuppe, Kürbisschnitzel, dann Mittag Kotelett und am nächsten Tag Bratwurst und Abends noch einmal Kürbisschnitzel. Dazu die Navigeräte, in der Nacht permanente Radarüberwachung, der elektrische Autopilot und natürlich der Kühlschrank. Musste auch trübes Wetter sein!? Ohne volle Solarladung kommt halt auch unsere große Batteriebank in knapp 5 Tagen an ihre Grenzen. Letztlich gab es am letzten Tag halt mal kein warmes Essen, denn das Gas wollten wir einfach nicht anbrechen. Warum eigentlich? So werden wir wohl beide größeren Gasflaschen wieder mit nach Hause nehmen.
In der letzten Nacht dann auch noch Gewitter auf der Biscaya. Wir fuhren etwas Slalom laut Radar durch die größten Regenzellen und bekamen so nur wenige Tropfen ab und auch die Blitzeinschläge waren weiter entfernt. Nach wenigen Stunden noch einmal ein massives Gewitter, überall Radarechos, Starkregen und Blitze rundum. Das dies meist in der Nacht passieren muss? Nachts wirkt so ein Gewitter noch eindrucksvoller, die Augen werden mitunter verblitzt und dies obwohl die Einschläge doch meist recht entfernt sind. Wir waren recht froh über unseren neu eingebauten Blitzschutz.
Pünktlich zum Einlaufen in die Bucht von La Coruna dichter Nebel und 20 m Sicht. Ein dicker Pott lief aus und gab permanent Schallsignale. Dank Radar sahen wir auch kleinere Boote und es ging so bis zum Ankerplatz vor La Coruna (Ankernplatz: 43°22,83N 008°20,74W nach 440 sm). Das Wetter wurde langsam etwas besser und die Batterien waren bald wieder voll. Es konnte der Rest des Kürbisses verarbeitet werden!
ein kleines Video der Delphine (14 MB)
weiter auf der Route: September 2017