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Segeln nach Island

Der Wind tobt sich so richtig auf dem Nordatlantik aus und ich warte geduldig in Stornoway. Es sind zwar keine 9 und 8 Bft mit 10m Welle mehr, aber immer noch zu viel Wind und Welle. Ausläufer ziehen immer wieder in die Hebridensee, keiner verläßt hier den Hafen. Nach einigen Tagen, segeln einige weiter nach Irland und um England. Nach Island reizt es mich mächtig, aber noch ist das Wetter nicht gut und die zerfetzten Segel im Hafen, gebrochener Ausbaumer, gerissenes Segel, ... mahnen zur Vorsicht (das Boot kam ‘nur’ aus Irland).
Solange wir größere Touren um Europa segeln, beobachte ich das Wetter bei Grönland und Island. Von dort kommt schließlich all zu oft unser Wetter. Zu oft habe ich auch gesehen wie es sich von einem auf den anderen Tag änderte und ein Wetterbericht für mehrere Tage sich sehr schnell komplett veränderte. Nach Island, das ist kein Segeln auf den Passatrouten um die Welt, denn dort weht oft konstanter Wind. Es soll Segler geben welche auf den Kanaren die Segel setzten und bis zur Karibik nichts dran verändert haben. Nun das glaube ich zwar so nicht ganz, aber in die Wetterküche nach Island zu segeln wird ganz anders. So ein recht langsam von Grönland in Richtung Biscaya ziehendes Tiefdruckgebiet wäre z.B. brauchbar. Bisher zieht jedoch alles zwischen Island und Schottland Richtung Färöer rein, steht dort mehr oder weniger und tobt sich aus.
Es zieht endlich mal Richtung Biscaya ab und wird schwächer!!!
Ein neues Tief zieht mit Zentrum weiter südlich Der Wetterbericht spricht im Moment noch von 25 kn Wind und 3-4 m Welle. Aber ehe ich offenes Wasser erreiche, es zieht ja auch weg, ... das wird werden :-) Lieber jetzt in den letzten Zügen aufbrechen als am Ende in neues schweres Wetter hineinzukommen! Nur in 4-5 Tagen stehen vor Island mehr als 30 kn Wind und entsprechend Welle. Das schmeckt mir noch nicht ganz aber abwarten. Bis Färöer sieht es gut aus, also erst mal los. Den Kurs wähle ich zwischen Färöer und Island und unterwegs werde ich über Iridium-Satellitentelefon neue Wetterdaten holen. Dann wird neu entschieden, ob es direkt nach Island oder doch zu den Färöern geht. Dem Wetterbericht darf man eh nicht für 5 Tage im voraus glauben. Selbst wenn es direkt nach Island gehen sollte, paßt der etwas nördliche Bogen laut Wetterkarte sehr gut.

1. Tag: Mit 6 kn bin ich zur Butt of Lewis (Nordspitze Hebriden) gesegelt. Dort kamen mir gut 3 m Dünung entgegen und noch anständig Windwelle. (knapp 200 sm weiter westlich waren noch 35 kn Wind und 5-6 m Welle, diese sollten sich aber zur Nacht verziehen). Am Kap selbst, naturgemäß eine Windverstärkung und ich segelte mit gerefften Segeln 7 kn im größeren Bogen um das Kap. Regen gab es jetzt alle 1/2 Stunde und immer mit etwas Windänderung verbunden. Mein weiterer Schnitt 5-6 kn. Der Regen hat auch Vorteile, die Scheiben des Deckssalons werden immer schön vom sonst antrocknenden Salz abgespült. ;-)

1. Nacht: 2,5 m Welle, Regen, 12°C Luft und Wasser, 2 Berufsschiffe gesehen, rund 5 kn gesegelt
Als Ziel hatte ich zu den Lieben daheim gesagt: Färöer (das sind ja nur 200-250 sm), aber ich glaube, sofern das Wetter mitspielt werde ich mal so einen richtigen Navigationsfehler hinlegen und dran vorbeisegeln. Kann ja mal passieren! Mit etwas Glück treffe ich dann auf Island. Ist ja auch ein bissle größer und nicht so leicht zu verfehlen. Spätestens wenn Eisberge auftauchen, sollte ich vorsichtig werden, dann wäre ich an Island auch vorbei und in Grönland (das wird nicht passieren). Denke auch das es daheim sich schon jeder denkt, sobald das Wetter paßt, ist Island dran. Ist ja auch das so ziemlich letzte Land was in Europa noch mit Tongji zu bereisen wäre. In der ersten Nacht war mir flau im Magen. Nicht so richtig schlecht, dabei war das Geschaukel gar nicht so schlimm. Ich kann mich gar nicht erinnern das es mir schon mal so ging. Eventuell waren es mehr die Gedanken, das es noch so weit ist!? Am Morgen war wieder alles in Ordnung!

2. Tag: 4 - 6,5 kn und 2 m Welle (mal länger mal kürzer), weniger Regen, vor Island bessert sich das Wetter!, Meldung nach daheim: direkter Kurs Island!

2. Nacht: Habe mich mal etwas hingelegt und konnte doch nicht recht schlafen. Geräte wie Radarwarner, aktives Radar welches in einer einstellbaren Zone bei Echos Alarm schlägt, sind ja nicht schlecht aber verlassen will ich mich einfach noch nicht drauf und lieber selbst rundum schauen. Nun ja und so etwas wie Kursalarm ist hier überflüssig, spielt nicht so die Rolle ob nun ein paar Meilen weiter weg vom geplanten Kurs oder nicht. Den kpl. Tag war kein Schiff zu sehen, in der Nacht ein Berufsschiff auf Kollisionskurs (mit etwas Ausweichen nur 0,3 sm vorbei). In der Nacht wird es nur noch für ein paar Stunden dunkler, aber nicht wirklich dunkel.

3. Tag: 5 kn mit direktem Kurs nach Island. Das Wetter ist sehr gut, öfter Sonne und kein Regen mehr. Ein Berufsschiff habe ich auf AIS gesehen. Der Wetterbericht für die Ankunft in Island sagt 20 kn Südwind.

3. Nacht: 4 Stunden in der Dämmerung gesegelt und die Nacht war vorbei (dunkel wird es nicht mehr). Ich kann immer mal wieder ein wenig schlafen.

4. Tag: Nieselregen, 1,5 - 2 m Welle, 1 Kreuzfahrtschiff in 8 sm Entfernung auf AIS
Der aktueller Wetterbericht verspricht nun doch nichts gutes für die morgige Ankunft bei den Westmännerinseln: morgen gegen 23.00 Uhr 32-38 kn Wind. Denke das ich nur kurz vorher dort bin und überlege eventuell nach Höfn zu segeln (weiter nördlich, weniger Wind und kürzer), aber dort soll die Hafeneinfahrt nicht einfach sein. Gletscherwasser und ggf. Tide strömen aus der Lagune und die Einfahrt neigt zur Versandung. (Ansonsten ist an der Südküste Islands kein Hafen.)
Ich muss auf die Tube drücken und immer wieder feile ich an der Segelstellung um auch noch den letzten zehntel Knoten rauszuholen.
Bestimmt haben die Grib-Wetterdaten auch nicht die örtlichen Gegebenheiten von Island berücksichtigt. Dort sind mehrere 1000-1450 m Höhen in meiner Karte. Da dürfte sich der Wind auch noch verstärken.

4. Nacht: Nebel, Wasser 11°C und Luft 10°C. Es ist fast Windstille. Die kann ich jetzt gar nicht brauchen. Zeit vertrödeln kann ich jetzt nicht, also muss der Diesel ran. Ich habe kaum Windwelle und knapp 1,5 m Dünung. Plötzlich leichter Gegenwind, aber zum Segeln zu wenig und die Maschine macht es gut. Laut Wetterbericht SSW-Wind, aber mit dem Islandeinfluss war zu rechnen (dreht östlich und nördlich um Island). Der Dieseltank ist schließlich noch voll und es wird schon nicht für ewig sein, es sind ja schließlich 14-19 kn aus SW versprochen!
Die Batterien waren trotz all der Segelei noch gut von den Solarpanelen gefüllt (das klappt bei der Fläche auch ohne viel Sonne!). Jetzt stellt sich heraus das die Batterien von der Lichtmaschine ein wenig viel Spannung bekommen. Für 2-3 Stunden i.O., aber nicht stundenlang die AGM-Batterien zum Gasen bringen! Ich hatte das so gebaut das ich umschalten kann von 14,4 Volt auf 13,7 Volt. Fühler der Lima nimmt Spannung mal vor und mal hinter der Trenndiode und somit ist eine einfache Umschaltung möglich. Bestimmt irgendwo ein Übergangswiderstand in einer Verbindung oder Korrosion. Mitten im Nordatlantik!? Backskiste auf See ausräumen und kurzerhand ein Kabel vom Fühler auf + an der Lima geklemmt und gut war es. (zum Fehlersuchen keine Zeit). Die Lichtmaschine lädt jetzt generell mit 13,7 Volt über die Trenndiode in die Batterie. Das bleibt auch so, denn die höhere Ladespannung brauche ich nicht, da die Batterien durch die Solarmodule optimal geladen werden. Fehlt mir noch, meine 480 Ah AGM Batterien hier kaputt zu heizen!

5. Tag: 9,5°C Wassertemperatur und 10°C Lufttemperatur
Der Diesel ist wieder aus und ich segel knapp 6 kn.
Vor den Westmännerinseln laut aktuellem Wetterbericht ab 17.00 Uhr schon 38-45 kn. Es wird mehr Wind und der kommt jetzt auch noch früher. Das wird eng.
10 sm vor den Westmännerinseln plötzlich Windstille! Was ist das? Da hetze ich und hatte in der Nacht den Diesel laufen und statt immer stetig zunehmender Wind ist hier Windstille. Ich lasse mich auf nichts ein. Die 2 Stunden darf der Diesel noch einmal ran. Um 17.10 Uhr Ortszeit mache ich auf der Westmännerinsel Heimaey (Island) fest. Zunächst am Tanksteg, da ich keinen anderen freien Platz sah. Der Hafenmeister gibt mir einen anderen Platz und warnt mich noch, ich solle gut festmachen denn es kommt Sturm (gibt mir aber einen kleinen wackligen Schwimmsteg, welcher mit dünner Wäscheleine an der Betonpier angetütelt ist). Wenig später kommt der Zoll an Bord. Zwei Formulare und auch von ihm die Warnung, das Sturm im Anmarsch sei. Inzwischen sagt auch der Wetterbericht 50 kn Wind! Was bin ich glücklich das ich am ersten Tag noch bei gut Wind rechtzeitig aufgebrochen bin. Andererseits wäre ich dann halt nach Höfn (wäre auch kürzer).
Den stärkeren Wind / Sturm habe ich übrigens komplett verschlafen. Denke er wird wohl durchgezogen sein, aber ich hatte Tongji gut festgemacht und nach dem Einhandsegeln nach Island erst einmal so richtig ausgeschlafen. Der Hafen gilt als einer der sichersten Islands. Der Vulkanausbruch von 1973 hat dem bereits geschützten Hafen einen Lavastrom nochmals als Mole vorgelagert.
Laut Barometer muss es wohl auch windig gewesen sein. Es ist von 1015 auf 992 gefallen während ich schlief.

Bilanz: 544 Seemeilen in 101 Stunden = knapp 5,4 kn im Schnitt
(für 9,6 m Boot ein super Schnitt)

Insel Lewis - Schottland
Segeln in Schottland entlang der Insel Lewis
Butt of Lewis - Nordspitze äußere Hebriden
Butt of Lewis - Nordspitze äußere Hebriden
Nordatlantik Regenbogen
viel Regen auf dem Nordatlantik, aber auch mal Sonne = Regenbogen
Segeln Island
segeln, segeln, segeln und Land erreicht welches nach Island aussieht (bin etwa 14 sm entfernt)
Westmännerinsel Ellidaey
Westmännerinsel Ellidaey
Westmännerinsel Heimaey Hafeneinfahrt hinter Lavazunge
Westmännerinsel Heimaey - Hafeneinfahrt hinter der linken Lavazunge von 1973
Tongji im Hafen der Westmännerinsel Heimaey
Tongji im Hafen der Westmännerinsel Heimaey
Tongji war fest, aber der Schwimmsteg ist eine Katastrophe. Den habe ich vor dem Sturm erst noch mit Leinen gesichert. (kein Wasser und kein Strom an dieser Stelle im Hafen - brauch ich wohl auch nicht)

weiter auf der Route: Westmännerinsel Heimaey