Segeln nach England (Isle of Wight)
Um 5.30 Uhr hieß es Leinen los in der Amsterdam Marina und über den Nordseekanal zur Schleuse. Nach der Schleuse ging es wieder auf die See. Es kommt jedesmal wie ein Gefühl des Aufatmens, der Freiheit auf, wenn man von den Binnengewässern entlassen wird und wieder die See erreicht.
Segel hoch und es ging bei gut Wind mit 6 kn ab nach Südwesten in Richtung Ärmelkanal. Die einsetzende Strömung brachte mich gar mit 8 kn über Grund Richtung Ärmelkanal. Wenn das so weiter geht, wäre es zu schön. Doch da kam natürlich die Gegenströmung und laut Wetterbericht sollte der Wind auch noch etwas abnehmen, was er auch tat. So hatte ich später mitunter auch nur 4 kn.
Fast nicht zählbare Tonnen, Bohrtürme, Windparks, vor allem Schiffe über Schiffe und die Verkehrstrennungsgebiete. Ankergebiete vor Rotterdam und Antwerpen, wo mehrere Dutzend Dicke warten.
In der Nacht dann eine kleine Überraschung, auf meinem geplanten Kurs stand irgend ein großes Radarecho im Weg. Es blinkte rot. Ja gut dacht ich Stromversatz ... und du siehst den Windpark der ein paar Meilen weiter liegt. Aber nicht richtig, näherkommend wurde es immer deutlicher, ein Windpark in meinem Kurs. In der nigelnagelneuen Seekarte steht was von Windpark-Planung - inzwischen wird hier aber nichts mehr geplant, sondern bei Nacht betrachtet scheint der Windpark in Betrieb zu sein.
Als Dover gegen Mittag des zweiten Tages in Sicht kommt zeigt das GPS 9 kn über Grund. Davon machen die Segel knapp 6 kn durchs Wasser aus. Nicht schlecht, wenn da nur nicht die Gewissheit wäre das die Gegenströmung ganz gewiss kommt.
Trotzdem beschließe ich nicht in den Hafen einzulaufen sondern den passenden Wind zu nutzen und weiter ging es unter Segeln an der Südküste Englands entlang.
Die zweite Nacht wurde hart, doch schlafen wollte ich hier im Ärmelkanal nicht. Von der Technik her wäre es möglich. Am Radar kann ich ein größeres Gebiet voraus oder einen Umkreis als Alarmzone definieren und es warnt wenn ein Radarecho in diesem Gebiet erfasst wird. Der GPS-Navigator steuert den Autopiloten so das auch Stromversatz ausgeglichen wird und bei einer vorher einzugebenden Abweichung vom Kurs, schlägt auch dieser Alarm. Trotz aller Technik, schlafen im Ärmelkanal ist nicht! Die Technik kann ruhig mitlaufen, denn der Fitteste bin ich nach zwei durchsegelten Nächten ja sicher nicht mehr. Am dritten Tag auf See beschließe ich in den Solent hinter der Isle of Wight einzulaufen. Die Einfahrt war einfach, kaum Berufsschifffahrt und kaum Segler. Dies hatte ich aus dem letzten Jahr noch ganz anders in Erinnerung
Pünktlich um 12.00 Uhr fiel am dritten Tag mein Anker in der Osborne Bay. Das waren 274 Seemeilen in 54,5 Stunden.
Nach dem Ausschlafen bleibt Zeit für die Insel, denn es kommt wohl tagelang nichts als SW-Wind (Gegenwind).
Mehr zum Segeln Isle of Wight, zu Cowes und Newport auf den Seiten im letzten Jahr.
Alle unsere Stationen zum Thema Segeln England (auch aus weiteren Jahren).
weiter auf der Route: Segeln im Solent