Segeln über die Biskaya / Golf von Biscaya
Von Falmouth (England) aus sollte es nun direkt über die Biskaya gehen. Unser Plan: Südwest hinaus in die Keltische See, weg vom Kontinentalshelf und sich aufsteilenden Atlantikwellen, weg von Wellenreflexionen. Falls sich der Wetterbericht irrt und die gefürchteten W bis SW-Winde kommen, haben wir reichlich Raum. Dann Kurs fast Süd, entlang dem Golf von Biskaya, direkt nach La Coruna. Rund 470 Seemeilen immer schön im knapp 5000 Meter tiefen Wasser.
Viele segeln ab Brest oder Umgebung. Dann sind es nur etwa 350 Seemeilen. Dort sind aber der Tidenhub und die Strömungen größer. Das Wetter war entlang Südengland für uns bisher besser, deshalb haben wir uns ab Falmouth entschieden, über die Biskaya zu Segeln. Dies ist zwar nun weiter, aber auf den Tag länger kommt es uns nicht an. Die Wettervorhersage ist mehr als gut: NO 3-5 Bft. für die gesamte kommende Woche. Lediglich am NW-Kap vor Spanien 6-7 Bft. Aber wer glaubt schon dem Wetterbericht in so vielen Tagen.
In Falmouth sind wir also aufgebrochen und schon die erste Überraschung: ‘kein Wind’. Der gespeicherte Wind aus dem Tank musste herhalten. Ab Lizard-Point (Süd-West-England) - noch immer kein Wind aber Atlantikdünung. Was ist das für ein Wetterbericht? Es verging Stunde um Stunde, einfach kein Wind und schon kommen die Gedanken ‘bis La Coruna ist es noch so weit ... wenn das so weitergeht, reicht der Diesel nicht ... es muss Wind her’. Der 100L Einbautank ist nur 3/4 voll. Gewöhnlich reicht das ewig. Die Kanister, welche wir seit der Donautour bis ins Schwarze Meer ständig mitführen, sind allesamt leer. Der Diesel wird sonst auch nur schlecht ;-)
Nach 25 Seemeilen endlich leichter Wind. Für 3,5 kn mit den Segeln und mit etwas Strömung reichte es immerhin. Am Nachmittag dann Besserung und wir konnten endlich gut Segeln. Später begrüßen wir drei verschieden beringte Brieftauben an Bord. Sie nutzen am Abend unsere Tongji als Mitsegelgelegenheit oder wollten übernachten, denn sie können sich nachts wohl nicht orientieren. Sie suchten allesamt an Bord nach einem geeigneten Platz. Stellten dann wohl fest, dass es zu sehr schaukelte oder wir in die falsche Richtung segelten. Keine der Tauben blieb über Nacht. Sie flogen nach einer Verschnaufpause weiter.
Wie bereits am ersten Tag und in der Nacht sahen wir auch am 2. Tag sehr viele Delphine. Gerade in der Nacht sehen die Delphine mit ihrer Silberspur im Wasser toll aus. Leider ist auch heute zu wenig Wind und wir sind mit gerade mal 2 kn gegen die Strömung unterwegs. Gelegentlich auch mal 3 kn. Auf jeden Fall zu langsam, denn so brauchen wir noch etliche Tage. Da taucht die Frage auf, was schlimmer ist: Zu viel Wind oder kein Wind? Wir kommen zum Ergebnis: Auf der Biskaya sicher zu viel Wind, besser ist kein Wind und genug Diesel dabei zu haben. Nur den haben wir halt nicht in ausreichender Menge dabei (ich mag den Lärmmacher nicht). Wer ahnt auch, das auf der Biskaya kein Wind ist. Wenn das so weitergeht und zum Ende wir gar noch in zu viel Wind kommen. Oh weh dann darf ich mir was anhören von meiner Frau Marina (Motorfreund). Ich habe schnell mal über Satellitentelefon aus dem Internet die aktuellen Grib-Wetterdaten geholt. Diese und auch der Wetterempfänger sprechen für heute und die nächsten Tage von 3-4 Bft. Wind! Aber zumindest die nächsten 5 Tage kein starker Wind.
In den dritten Tag sind wir gut hineingesegelt. Bis in den Morgen segelten wir mit 5 Knoten und weiter bis mittags hatten wir bereits gut 6 Knoten. Am frühen Nachmittag hieß es dann gar die Genua wegzunehmen. Erfreulicherweise hielt sich die Welle in Grenzen (max. Welle 1,5 m + lange Atlantikdünung). Der Wind kam ja auch aus Nordost und nicht vom Atlantik.
Am vierten Tag durften wir dann die Segel jeweils 1/4 reffen. Es gab Sonne satt und meist 1,5 m Welle (auch mal 2 m) + etwas Atlantikdünung. Alles also recht angenehm und wir machten ordentlich Fahrt! Wahrscheinlich werden wir am kommenden Tag noch vor Sonnenaufgang bzw. in den frühen Morgenstunden in La Coruna ankommen. Laut aktuellem Grib-Wetterbericht über Satellitentelefon sind am Kap Prior vor La Coruna 6-7 Bft. Mal abwarten, die natürliche Bucht ist ja groß und es sollte kaum Probleme geben.
In der Ansteuerung von La Coruna am frühen Morgen versuchten wir dann etwas Fahrt rauszunehmen. Ich mag es einfach nicht im Dunkeln in unbekannte Buchten und Häfen zu fahren. Nicht für die Nacht markierte Fischernetze, stromsparende Ankerlieger und Angler ohne Beleuchtung, ... Kurz vor der Bucht dann geht doch plötzlich der Laptop aus. Absturz? Ein Neustart bringt nur ein Rattern der Festplatte. Start von CD schlägt er vor. Also Ersatzlaptop raus und mit diesem und dem fest installierten GPS-Navigator weiter. Dann wollen wir vor der Hafeneinfahrt den Diesel starten. Vorglühen, der Anlasser zieht kräftig durch, doch der Diesel will nicht? Was denn nun, der ist wohl beleidigt, weil er dann doch nur 5 Stunden am Anfang der Biskaya ran durfte. Wir sind dann erst mal zum Ankerplatz im Nordosten von La Coruna.
Das war nun die berüchtigte Biskaya. Gut rübergekommen sind wir. Von England aus knapp 450 Seemeilen mit maximal 2 m Welle. Meist eher 1,5 m Welle + sehr lange Atlantikdünung, welche man eigentlich nicht merkt. Etwas unangenehm waren die Zeiten gegen die Strömung und mit dem Wind, man merkt sofort wenn die Tide kippt und das Wellenbild steiler wird. All die Tage meinte die Sonne es gut mit uns. Es gab immer schön warmes Essen, auch wenn es gerade bei Geschaukel für Marina nicht immer einfach ist, so ist es doch sehr wichtig für die Stimmung. Zumindest geht es mir so! Tolles warmes Essen und nicht nur Butterbrot hebt die Stimmung ungemein.
Jetzt nach dem ‘Segeln Biskaya’ heißt es, vor Anker erst mal richtig ausschlafen, und dann sehen wir weiter mit Laptop (Festplatte defekt?), Motor (Glühkerzen?) und der Stadt La Coruna.
ein kleines Video der Delphine (14,5 MB)
ein kleines Video vom Segeln auf der Biskaya (17,5 MB)
weiter auf der Route: La Coruna