Segeln nach Amsterdam
Unser Ziel war nach einem Blick auf die Wetterkarte nun Amsterdam. Dorthin sollte es gleich in einem Schlag was werden. Wind aus NO, später eher N und am kommenden Tag NW, alles bei 3-4 Bft, dort war keine Frage mehr offen, das sollte passen und ein paar weitere Strecken als 2012 sollten es dieses Jahr ja werden. Also auf nach Amsterdam und zwar außenrum über die Nordsee und nicht über die Binnenroute (stehende Mast-Route).
Aus dem Yachthafen von Norderney sind wir kurz vor Niedrigwasser raus, welches wohl ein Fehler war, denn wir fanden einfach nicht genug Wasser im Schluchter. Dort sollten zwar 2,60m bei Niedrigwasser sein und man solle sich dicht an die rote Seite halten, doch unser Echolot meldete 2m, 1,8m und 1,5m. Da ging es halt nach zwei vergeblichen Versuchen zurück und über das östliche Fahrwasser Dovetief raus. Dies war ein unschöner Umweg, aber lieber sicher als auf Grund sitzen (und beim nächsten Mal eben wieder zeitiger aufstehen und bei höherem Wasserstand raus).
Wind hatten wir nach ein paar Stunden leider etwas wenig aus NO. Die Richtung passte und wir segelten immerhin noch mit 4 Knoten durchs Wasser. Den Rest besorgte die Strömung (nur die dreht auch!?). Der Wetterbericht sprach für die Nacht von 3-4 Bft Nordwind. Wir hingegen hatten am Abend kaum noch Wind und der Diesel durfte mal wieder ran.
Etwa gegen 3.00 Uhr kam etwas Wind aus WNW, welcher uns mit 4 Knoten durchs Wasser segeln ließ. Bei nunmehr 1 Knoten Gegenströmung waren es dann leider doch nur 3 Knoten über Grund, doch die Tide ändert sich ja auch wieder zu unseren Gunsten.
In der Nacht bis in den späten Vormittag wechselten wir uns schön ab, wobei ein Rhythmus einfach noch nicht zu schaffen war. Auf den letzten 40 Seemeilen hatten wir viele kleine Gewitterzellen, ständig wechselnde Winde und damit viel Arbeit, aber recht flottes Segeln. Na ja, was man bei bis zu 2 kn Gegenströmung so flott nennt. Das ich bei nicht mal 5 kn Fahrt über Grund ans Reffen denke, hätte ich auch nicht gedacht ;-)
Da die Tide aber verlässlich dreht, ging es zum Schluss mit rekordverdächtigem Tempo nach Amsterdam. Ab in den Nordseekanal und in die erste Schleuse. Dort wartete auch schon die Polizei/Zoll auf uns und sagte, wir mögen gleich hinter der Schleuse rechts festmachen. In der Schleuse grübelten wir, was denn nun los sei. Nach der Schleuse: Ausweise, Schiffspapiere, Fahrtenbuch, letzter Hafenbeleg, Kaufbeleg des Schiffes samt lückenlosem Mehrwertsteuernachweis (ab Werk mit Voreigner). Hochzufrieden, dass der Mehrwertsteuernachweis korrekt war, verabschiedeten sie sich freundlichst und wir durften auf dem Nordseekanal weiter bis Amsterdam. Da der Aufenthalt mit der Polizei Zeit kostete und es inzwischen abermals dunkel wurde, wir vom stets überfüllten Sixhaven im Zentrum wussten, wir viele freie Liegeplätze im Amsterdamer Yachthafen sahen, machten wir kurzerhand dort nach 164 Seemeilen fest. Am kommenden Tag stellte sich raus, dass hier ebenso eine kostenlose Fähre direkt zum Zentrum fährt. Perfekt!
In Amsterdam bleiben wir wieder etwas länger, denn es gibt viel zu sehen und es weht ein paar Tage leicht stürmisch aus Südwest.
Amsterdam ist ganz sicher eine Reise wert. In Erinnerung bleiben aber auch Fahrräder über Fahrräder, fast unzählige Grachten und Boote, bereits am Vormittag gefüllte Kneipen, Coffeeshops mit weichen Drogen und leicht bekleidete Püppchen hinter Schaufenstern.
Weitere Bilder auf der Seite: Amsterdam 2018.
weiter auf der Route: Segeln nach Ramsgate (England)