Canal des Vosges (Frankreich)
Canal des Vosges (bis 2003 Canal de l’Est) - das sind Schleusen, Schleusen, Schleusen, ...
Gerade einmal 122 km lang aber 93 Schleusen haben wir auf dem Canal des Vosges passiert. Fast alle arbeiten inzwischen im Automatikbetrieb. Wir bekamen dafür eine Fernbedienung.
Der Kanal wurde erst 1874-1882 gebaut. Die Kanaltiefe beträgt ziemlich überall wenigstens 2 Meter. Vor den Schleusen zeigte das Echolot sehr vereinzelt 1,80 m an.
Streckenweise führte uns die Fahrt auf dem Canal des Vosges fast schon durch Urwälder, dann auch mal kleinere Orte und an einigen Stellen war der Kanal aus dem Fels gehauen.
Die Schleusen waren eigentlich problemlos, wenn dort nicht schon wie bei der Saone die unmöglich hohen Poller beim Raufschleusen wären. Meistens schleusten wir aber allein und konnten an der Leiter anlegen. Zugegeben, beim Raufschleusen sind die hohen Motorboote hier im Vorteil. Nach 46 Schleusen erreichten wir den Scheitel und ab dort ging es über 47 Schleusen Bergab. Das Problemchen der hohen Poller hatte ein Ende.
Unser GPS meldet 365 m Höhe auf dem Scheitel des Kanals. Für unsere Segelyacht Tongji war dies abermals Höhenluft, denn am Main-Donau-Kanal an der Europäische Hauptwasserscheide schnupperte Tongji schon einmal auf 409 m über dem Meeresspiegel Luft in ähnlicher Höhe.
Bei den vielen automatischen Schleusen blieben Störungen nicht aus. Die Schleusenampel schaltet dann auf 2x rot und der Service wird automatisch informiert. Sollte dies nicht passieren gibt es ein Schleusentelefon, an dem man aber besser ein paar Worte französisch spricht. Oft war es nur ein Knüppel oder Geäst welches im Wasser trieb und die Störung an den Schleusentoren verursachte, nur diese öffnen und schließen im Störfall nicht mehrfach wie unsere deutschen Automatikschleusen, so das man selbst das Geäst beseitigen könnte. Einmal etwas eingeklemmt und das Schleusentor geht nicht vollends auf, bekommt man das Geäst nicht mehr hinter dem Schleusentor weg. Es bleibt nur der Service, welcher von Hand das Tor noch mal schließt.
Einmal saßen wir so richtig fest. Die Schleuse hatte wohl keinen Strom, reagierte nicht auf die Fernbedienung, keine Signale, wohl keine automatische Fehlermeldung an den Service, das Schleusentelefon funktionierte nicht und dann noch nicht mal Handyempfang. Bis zur nächsten Schleuse war es ausgerechnet hier ein gutes Stück. Es war schön ruhig so alleine im Grünen. Nach gut einer Stunde kam wohl eher zufällig ein VNF Servicewagen vorbei. Ein kleiner Weg führt parallel zum Kanal und normalerweise ist der Service innerhalb von 10-15 Minuten vor Ort.
Die Servicewagen auf dem parallelen Weg sahen wir weit öfter als andere Sportboote. Drei Sportboote am Tag ist Schnitt und kein Berufsschiff mehr, sagte uns der begleitende Schleusenwärter bei den noch von Hand zu bedienenden Schleusen. Diese werden Ende 2011 auf Automatik umgebaut. Die Handschleusen hatten wir für 9.00 Uhr angemeldet. Wir waren vor der 1. Handschleuse um 9.00 Uhr, nur das Personal war nicht dort. Da standen wir nun abermals mitten in der Wildnis. Um 9.45 Uhr kam dann endlich der Schleusenwärter. Dieser begleitete uns zu den weiteren Handschleusen auf dem Serviceweg.
Am Scheitel des Canal des Vosges fehlte laut Uferansicht wohl etwas Wasser. Das Echolot meldete Werte von 1,70 m und teilweise auch 1,60 m, obwohl 1,80 m Wassertiefe im Canal des Vosges eigentlich garantiert sein sollten. Mit unserem Tiefgang ist dies natürlich kein Thema. An sehr engen stellen wurde es zum Ufer schnell flacher. Eine Begegnung mit einem größerem Boot ist stellenweise kaum denkbar, aber es sind ja auch nur 3 Boote pro Tag auf der Strecke unterwegs. Begegnet sind wir meist nur einem einzigen Boot pro Tag.
Und dann war dort noch ein Rekordverdächtiger Tag mit einer Tagesleistung von gut einem Kilometer und einer Schleuse:
Früh am Morgen sind wir zur 1. Schleuse. Dort klemmte ein Baumstamm am Schleusentor. Da die Schleuse nach dem ersten Versuch gleich auf Störung geht, riefen wir den Servicewagen. Den Stamm beseitigte dieser zwar, aber nichts ging mehr an der Schleuse. Scheinbar waren Sicherungen geflogen und er fuhr erst mal los um Teile zu besorgen. Als wir endlich weiter kamen, standen wir wenig später vor der nächsten Schleuse, welche ausser Betrieb war. Wir dachten zunächst das auch kein Strom sei, denn nicht einmal die Ampel war in Betrieb. Am Servicetelefon, spricht man nur französisch. Bei all unseren Anrufen dort trafen wir nie auf jemanden der ein wenig englisch sprach. Die Leute im Servicewagen vor Ort jedoch sprachen oft englisch. Wir konnten mittlerweile auf französisch sagen das die Schleuse außer Betrieb, Holz am Schleusentor im Wege bzw. das die Schleuse Stromlos sei und wir vor dieser warten, doch am Telefon hörte man gar nicht auf uns mit französisch zuzutexten. All dies verstanden wir natürlich nicht. Man erzählte diesmal so viel? Als wir so rumliefen und hinter die Schleuse sahen, staunten wir nicht schlecht, kaum noch Wasser im Kanal! Ein paar Pfützen, ansonsten war der Kanal hinter der Schleuse leer. Inzwischen stand der VNF-Servicewagen neben uns und sprach in feinstem englisch von einer nicht geplanten Reparatur und das es heute nicht mehr weiter geht. Wenn sie es schaffen geht’s Morgen weiter. Das war doch mal nett, zwar setzt man englisch sprechende Mitarbeiter nicht ans Servicetelefon, aber schickt uns einen Mitarbeiter zur Schleuse um uns die Sperrung für heute mitzuteilen. Da vor der Schleuse keine geeignete Anlegemöglichkeit für unser Segelboot war (seitlich steckten wir mit dem Kiel bereits im Dreck) fuhren wir ein Stück zurück und fanden eine geeignete Stelle um seitlich am Kanalufer bei ausreichend Wassertiefe festzumachen.
Wir schauten nochmals auf die Serviceseiten des VNF im Internet. In den planmäßigen Sperrungen ist die Strecke frei, also hoffen wir auf Morgen. Im Tagesverlauf kam noch ein französisches Motorboot und fuhr zur Schleuse. Sie kamen alsbald von der Schleuse zurück und fragten uns wann es weitergeht.
Eher aus Langeweile habe ich an der Angel einen Gummifisch in den Kanal geworfen. Beim zweiten Wurf zappelte dann ein Flusshecht dran. Heute gibt es also Flusshecht wenn es schon nicht weiter geht.
Der Wasserstand ging über Nacht um 30 cm zurück, es wäre vor der Schleuse also nicht gut gegangen und wir gingen davon aus das man den folgenden Kanalabschnitt wieder gefüllt hatte. An der Schleuse war jedoch wieder alles aus und der folgende Kanalabschnitt fast gefüllt. Nach 1,5 Stunden des Wartens auf dem Kanal kam dann der Servicewagen und nahm die Schleuse in Betrieb. Im folgenden Kanalabschnitt fehlten noch immer 50 cm Wasser. Wir fuhren extrem langsam, aber kamen ohne Grundberührung durch.
(VNF = Voies Navigables de France)
weiter auf der Route nach: Moselle