Segeln nach Kreta, Agios Nikolaos
Nach Abwarten des Sturmes in Rhodos, dem Stop ohne Wetterinfo auf Karpathos und der heftige Wind beim Segeln nach Kasos sollte es jetzt endgültig nach Kreta gehen.
Nur da waren die Windprobleme schon wieder. Im Norden und im Süden von Kreta und Kasos gab es Westwind mit 30 Knoten. Im Bereich direkt zwischen den Inseln sollten ab Mitternacht 10 Knoten aus Süden sein. Der stärkere Südwind sollte sich durchsetzen und ständig zunehmen. Das Fenster bis zum stärkeren Südwind reicht bis wir Landabdeckung von Kreta haben. Während wir sonst jetzt im Winter im SE-Mittelmeer oft die Erfahrung gemacht hatten das 3 Wetterberichte 3 verschiedene Windrichtungen vorhersagten und der Wind dann aus der 4. Richtung tatsächlich kam, waren sich die Wetterberichte diesmal einig!
Also haben wir in Kasos gewartet bis der Südwind einsetzt und sind wieder einmal in der Nacht aufgebrochen, per Radar und GPS ging es durch die kleinen vorgelagerten Inselchen und Klippen, wo wir abermals Tonnen oder gar Leuchtfeuer vergebens suchten.
Über das offene Seegebiet sind wir sehr gut gekommen, der Wetterbericht hatte recht: etwa 10 Knoten Südwind. Trotzdem waren die Wellen unangenehm denn sie kamen aus Süden und Norden, da dort jeweils 30 Knoten Wind waren.
Kaum hatten wir Kreta erreicht blitzte und donnerte es gewaltig.
Zunächst sind wir noch Slalom laut Radar um die größten Regenechos gefahren und dem gesamten Gebiet etwas nach Norden ausgewichen. Das Gewitter schien in den Bergen von Kreta festzuhängen, es war nur die Frage wann es diese überwindet und mit aller macht runterdonnert. Oder löst es sich auf?
Eigentlich wollten wir zum ersten Hafen auf Kreta, nach Siteia. Doch dort war das heftige Gewitter. Wir beschlossen weiter zum nächsten Hafen auf Kreta, Agios Nikolaos, zu segeln. Der Wind nahm wie vom Wetterbericht vorhergesagt zu. Dies störte dank der Landabdeckung durch Kreta aber wenig. Vielmehr bereitete uns das in den Bergen hängende Gewitter Sorge. Und so kam es dann auch. Heftige Böen rasten die Berge hinab und das Gewitter kam jetzt mit macht näher.
Da waren wir bis nach Kreta gesegelt und nun starteten wir trotz reichlich Wind zur Sicherheit den Diesel (Schlägt ein Blitz tatsächlich in der nähesten Umgebung ein, ist die Elektrik meist hin und der Diesel schlecht zu starten. Hingegen ein laufender Diesel ohne Elektronik weiter läuft.)
Der Kern des Gewitters zog, dank des Ausweichens nach Norden und des Weitersegelns nach Agios Nikolaos, wohl etwas hinter uns durch aber es erwischte uns doch. Es hagelte richtig dicht 2cm Eiskörner und es wurde am Vormittag fast dunkel. Mit sämtlichen Unterdrückungsmöglichkeiten am Radar war kein brauchbares Bild mehr zu bekommen. Nur der 0,5 sm Bereich war noch einigermaßen brauchbar. Wir selbst hatten keine 10m Sicht und sahen man gerade bis zu unserem eigenen Bug. Überall zuckten gelbliche und in den Bergen rote Blitze.
Kreta wie begrüßt du uns? Kein Wunder das hier die Minoer um 1450 v.Chr. plötzlich verschwunden sind ;-). Da war wohl der Vulkanausbruch auf Santorin nicht alleine Schuld.
Wir kamen letztlich doch aus dem Gewitter welches hinter uns weiter durchzog. Jetzt hatten wir an die 30 Knoten Südwind. Dazu ständig Fallwinde von den bis zu über 2000 Meter hohen Bergen (Südwind der rüberkam). Nur das diese mal von vorn und mal von achtern kamen, je nach dem wie sie wohl gerade durch die unterschiedlichen Berghöhen und Täler beeinflusst werden. Zwischendurch dann 30 kn Südwind / halber Wind oder auch weniger als 10 Knoten durch Windschatten. Da hieß es die Wasseroberfläche beobachten und ständige Segelarbeit und Kursänderung. Reffen in Windeseile da Starkwind am aufgepeitschten Wasser schon erkennbar im Anmarsch war. Dann wieder ganz andere Windrichtung und fast kein Wind. Diese Segelarbeit war Knochenarbeit. Immer mal wieder regnete es und Tongji war schon wieder mit rotbrauner Brühe (Saharasand durch starken Südwind) überzogen. Das war wieder ein Geschmiere und bedeutete Arbeit. Das Zeug sitzt in jeder Ritze bis hoch ins Rigg.
Am Abend sind wir in Agios Nikolaos in die Koje gefallen.
weiter auf der Route nach: Ierapetra