Segeln nach Antalya (Türkei)
Von Kemer kommend heißt unser nächstes Ziel Antalya. Dies liegt ziemlich genau im Norden. Laut Wetterbericht sollten wir Südwind mit 8-10 kn haben. Im Hafen Kemer, an den hohen Bergen und hinter dem südlich vorgelagerten Kap, herrscht Windstille. Also im Glauben an den Wetterbericht erst mal los, denn von Süden kommen die nächsten Tage schon wieder bis zu 50 Knoten Wind und da sind wir lieber in Antalya und sehen uns was an. Draußen erwartet uns eine 2m Welle aus Osten - ohne jeden Wind aus Osten!? Nach knapp 3 sm unter Motor haben wir Wind aus Norden. In Ordnung, besser als kein Wind und so Kreuzen wir ein wenig. Nur um so weiter wir rauskreuzen um so mehr merken wir die bis zu 1 kn starke Gegenströmung. Um so mehr wir unter Land gehen, wird die Strömung zwar schwächer aber der Wind ist dort bei den hohen Bergen auch weg. Bei 2m Welle unter Land weiter mit dem Motor? Nein, also weit raus kreuzen. Inzwischen ist der Nordwind (lt. Wetterbericht Südwind) so kräftig das wir 1m Welle aus Norden haben. Noch immer steht die 2 m Welle aus Osten - woher auch immer diese kommt. Dazu die 1 kn starke Gegenströmung. So wurden aus den 18 Seemeilen und den geplanten 4 Stunden mal wieder ein Vielfaches. Fünf Seemeilen vor Antalya ließ dann wenigstens die Gegenströmung endlich nach.
So langsam haben wir die Nase voll vom Golf von Antalya und den komischen Winden, Wellen und Strömungen. Leider scheint dies bei uns keine Ausnahme zu sein. In Büchern ist es so ähnlich beschrieben.
Zumindest eine Schildkröte haben wir im Wasser paddeln gesehen. Scheinbar kam sie besser mit den Bedingungen klar.
Endlich im Stadthafen von Antalya angekommen, fanden wir keinen Liegeplatz. Das heißt wir fanden schon einen Platz, nur man ließ uns nicht anlegen. Quer durch den Hafen waren Leinen gespannt und verwehrten jede Zufahrt. Von Land machte man uns klar das es hier keinen Platz für uns gibt. Im Hafenhandbuch steht das es im Stadthafen Antalya im Sommer recht schlecht ist einen freien Platz zu bekommen. Nur jetzt im Winter hätten wir dies angesichts einiger freier Plätze nicht gedacht. Man möchte anscheinend keine Gastyacht im Stadthafen von Antalya. Kein Liegeplatz, dies jetzt nach dem so mühsam erkämpften Weg! Wir durften etwa 5 Seemeilen zurück in die Celebi Antalya Marina segeln. Das Problem hätten wir sicher per Funk vermieden, nur wissen wir aus eigener Erfahrung das man einen fast vollen Hafen lieber nicht nach Platz fragt, sondern selber danach schaut. In der Celebi Antalya Marina angekommen begrüßte uns ein Schlauchboot mit 3 Einweisern. Diesen folgten wir in den Hafen und wir konnten kaum so schnell sehen wie wir an der Mooring angelegt wurden. Das Schlauchboot fuhr zu unserem Heck. Ein Mann stieg auf unsere Badeplattform und griff sich die von uns bereitgelegten Heckleinen. Danach ging es zum Steg und mit Mooringleine per Schlauchboot zu unserem Bug. Dort kletterte einer mit der Mooringleine auf unseren Bug. Der dritte Mann setzte sich mit dem Schlauchboot vor unseren Bug, gab Gas und drehte unsere Tongji rückwärts in Richtung Steg. Am Bug wurde die Mooring befestigt, am Heck sprang man an den Steg, belegte die Heckleinen und wir waren fest. Den Motor hätten wir schon gut eher ausmachen können. Auch wenn es einem Enterkommando nahe kam, die Jungs verstanden ihren Job.
Ein kleines Problem gab es dann aber im Hafenbüro. Nach endlos vielen Anmeldezetteln und Kopien (Schiffspapiere, Ausweise, türkisches Translog, Führerschein, Haftpflicht- und Kaskoversicherung) wurde gesagt das die Liegegebühren für den gesamten Zeitraum im voraus bezahlt werden müssen. Nur wir wissen nicht wie lange wir in Antalya bleiben? Dies ist auch vom Wetter abhängig. Das wollte man irgendwie nicht verstehen. Scheinbar segelt hier keiner. Wir sollen dann eine Woche im voraus bezahlen. Daraus wird nichts, also zahlten wir nur je einen Tag. 43,- Euro für den ersten Tag!? Nicht schlecht und deutlich genug sagte ich ihm meine Meinung. Beim bezahlen der Folgegebühr am kommenden Tag wurde dann ein weiterer Mann hinzugeholt. 26,- Euro für den zweiten Tag und dann brauchten wir nicht mehr im voraus zahlen, sondern bei Abreise.
Inzwischen tobte auch der Wind im Hafen. Tongji aber lag sicher an der Mooring. Zur Sicherheit hatten wir noch eine zweite Mooring draufgelegt. Nur wir selbst mussten auf uns aufpassen, denn der Wind drohte uns vom Steg zu fegen. Laut Wetterbericht 6-8 Meter Welle im Golf von Antalya aus SW.
Nachdem wir Antalya gesehen hatten und wettermäßig zwar nicht nach Side oder Alanya konnten, aber zurück nach Kemer, in einen uns sympathischeren Hafen, gingen wir bezahlen und zahlten jetzt plötzlich nur noch 23,- Euro pro Tag? Nun auch gut, das passte zwar gar nicht mit der uns ausgehändigten Preisliste überein, aber es änderte jetzt auch nichts mehr an unserer Abreise. Nach Kemer segelten wir mit leichtem Nordwind. (Wenn ich weiter oben schrieb ‘wettermäßig nicht nach Side ...’ dann weil der antike Hafen von Side nach SW offen ist und wir SSW-Sturm erwarteten. Alanya soll laut hörensagen bei Süd ebenfalls nicht sehr sicher sein.
Zurück in Kemer warteten wir also den starken Wind ab. Der Wind tobte in der Ägäis, Kreta und rund Zypern mit 40-55 Knoten aus Westen und Süden und die Wetterberichte sprechen von 8 m Wellen.
Eines Nachts bekamen wir dann auch den Wind im Hafen von Kemer zu spüren. Er kam über die Berge und sauste hinunter und überfiel Kemer. Ein Baum brach im Hafen etwa 15 Meter von unserem Boot. Dachziegel fielen von den Gebäuden, Segel flatterten und Winterplanen wurden von einigen bereits abgedeckten Booten geweht. Im Hafen war erstaunlich viel Personal. Es wurden wohl alle zusammen getrommelt und es wurde Streife gegangen um auf die Boote aufzupassen. Immer wieder lief man mit neuen Leinen und ersetzte durchgescheuerte Festmacher. Das schlimmste kam aber am nächsten Morgen. Tongji war bedeckt mit rotgelbem feinstem Saharasand. Da es auch noch geregnet und gestürmt hatte, klebte das Zeug in jeder Ritze. Von wegen einfach abspülen! Das ging nicht, das Zeug schien fast am Boot zu kleben. Das gesamte Boot, jede noch so kleine Ritze, Wanten, Segel und Abdeckungen, ..., durften wir gründlichst mehrfach abwaschen ehe Tongji von dem Wüstensand, welcher ja nun gar nicht zu einem Boot passt, befreit war.
Ein paar Bilder aus Antalya:
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